Arbeitsgedächtnis von Schimpansen wie bei 7-jährigen Kindern
29. Juli 2019Schulpatenschaft
17. Dezember 2021Sich in eine andere Person hineinzuversetzen gehört zu den wichtigsten Fähigkeiten des Menschen. Sie ist nicht nur wichtig für unser Sozialverhalten, sondern auch für unsere Fähigkeit zur Kooperation. Denn in vielen Situationen ist es wichtig, sich vorstellen zu können, welche Informationen oder Motive unsere Mitmenschen im Kopf haben, damit wir entsprechend handeln können. In der Psychologie wird diese Fähigkeit als Theory of Mind bezeichnet.
Lange galt diese komplexe Leistung als ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen. Doch nun haben Wissenschaftler mit Hilfe von Verhaltensstudien gezeigt, dass Menschenaffen sich ebenfalls in die Gedankenwelt anderer hineinversetzen können: Sie sind in der Lage, deren Motive zu erkennen und zu begreifen, was diese wissen.
Die Versuchstiere wurden mit zwei verschiedenen Trennwänden vertraut gemacht. Einer Gruppe wurde eine Wand gezeigt, die völlig blickdicht war – eine andere Gruppe bekam eine Trennwand vorgeführt, die leicht durchsichtig war, sodass die Tiere erkennen konnten, was sich dahinter abspielte. Bei den Studien präsentierten die Wissenschaftler den Affen eine Art Theaterszene mit zwei Schauspielern und zwei Kisten.
In einer Szene sehen die Affen, wie ein Schauspieler beobachtet, wie ein anderer Darsteller einen Gegenstand unter einer der beiden Kisten versteckt. Anschließend stellt sich der Beobachter hinter die Trennwand. Nun nimmt der zweite Darsteller heimlich den Gegenstand unter der Kiste hervor, versteckt ihn unter der zweiten und nimmt dann aber den Gegenstand mit. Nach dieser Aktion kommt der erste Schauspieler hinter der Trennwand hervor, um sich den verborgenen Gegenstand zu holen. Die Frage der Forscher ist nun: Was glauben die Affen, was dieser Menschen denkt?
Während des Experiments wurden die Augenbewegungen der Affen durch Eyetracker aufgezeichnet. Die Forscher gingen davon aus, dass die Erwartungen der Affen sich darin widerspiegeln, worauf sie intensiv blicken: Wenn sie denken, dass jemand ein Objekt nehmen wird, schauen sie dieses häufig an.
Aus den Auswertungen der Blickmuster der Versuchstiere konnten die Wissenschaftler feststellen, dass die Tiere auf der Grundlage ihres Wissens und des Gesehenen die gleichen Erwartungen entwickeln, wie es auch Menschen tun würden: Die Affen, die die Szene mit einer blickdichten Trennwand sahen gingen davon aus, dass der Darsteller hinter der Trennwand nicht gesehen hatte, dass der andere Darsteller das Objekt heimlich mitgenommen hat. Sie gingen davon aus, dass er glaubt, der Gegenstand sei unter der Kiste, die als Versteck genutzt wurde. Genau auf diese Kiste starrten die Versuchstiere, als der Schauspieler sich das Objekt holen wollte. Bei den Versuchstieren mit der durchsichtigen Trennwand zeigte sich hingegen ein anderes Blickverhalten: Die Tiere gingen von der Annahme aus, dass der Darsteller in diesem Fall gesehen hatte, dass der andere Schauspieler das Objekt mitgenommen hat und somit wusste, dass unter beiden Kisten nichts zu finden ist. Dies spiegelte sich dies darin wider, dass die Affen keiner der beiden Kisten besondere Beachtung schenkten. Die Forscher interpretieren dies als Bestätigung dafür, dass sich die Tiere bei ihren Erwartungen zum Wissen und Verhalten anderer auch auf ihre eigenen Erfahrungen verlassen.