Pal – der erste Schimpansen-Waise

David und Sheila Siddle betreiben in den 80er Jahren eine Rinderfarm mit Namen Chimfunshi am Kafue Fluss im Norden Sambias – der Region Copperbelt - an der Grenze zum Kongo.

CHIMFUNSHI bedeutet in einer der Sambischen Landessprachen Bemba „feuchte Senke“. Eine treffende Bezeichnung für das Gelände, das sich jedes Jahr während der Regenzeit in ein riesiges Feuchtgebiet verwandelt.

1983 bringt ein Wildhüter ein schwer verletztes Schimpansenbaby, das er vor Wilderern gerettet hatte und dem niemand eine Überlebenschance gibt, auf die Farm. Spontan nehmen die Siddles den kleinen Menschenaffen auf, geben ihm den Namen Pal, und umsorgen ihn Tag und Nacht. Entgegen aller Prognosen überlebt Pal - und lebt bis zum heutigen Tage auf Chimfunshi.

Das Wildlife Orphanage entsteht

Es spricht sich herum, was den Siddles gelungen ist und dass sie bereit seien, andere Notfälle aufzunehmen. In der Folge kommen immer mehr Schimpansen und andere Wildtiere nach Chimfunshi. Fast immer haben die Tiere Furchtbares erlebt. Die Schimpansen sind illegalen Wilderern abgenommen, auf Straßenmärkten entdeckt, beim Zoll als Schmuggelware konfisziert, aus zwielichtigen Zoos befreit oder aus Privathaushalten geholt worden. Sie kommen aus der ganzen Welt, und jedes Tier brauchte intensive Pflege.

Die Siddles erlangen die Anerkennung der berühmten Primatologin Jane Goodall, die 1990 die Schimpansin Milla aus einer Bar in Tansania rettet und das schwer Alkohol und Nikotin abhängige Tier nach Chimfunshi bringt. Der Entzug dauert Jahre. Heute ist Milla die Grande Dame der Station.

David und Sheila erhalten für ihr Engagement zahlreiche Ehrungen - darunter den Jane Goodall Award (1995), den Global 500 Award (2000), den Order of the British Empire (2001) und den PASA Circle of Compassion Award (2017).

Der Trust wird gegründet

Finanziell übersteigt das Projekt jedoch schnell die Möglichkeiten der Siddles.

1988 lernt der deutsche Unternehmer Stephan Louis das Ehepaar und ihre Arbeit kennen und gründet 1989 in Hamburg den gemeinnützigen Chimfunshi e.V. um das Chimfunshi Wildlife Orphanage zu unterstützen. Seitdem wird Chimfunshi maßgeblich von Stephan und Sebastian Louis unterstützt.

1995 wird auf Stephans und Davids Initiative hin der gemeinnützige Chimfunshi Wildlife Orphanage Trust (CWOT) in Sambia gegründet, um der Schutzstation eine langfristige Basis zu geben. CWOT wird Gründungsmitglied der 2000 in Uganda ins Leben gerufenen Pan African Sanctuary Alliance (PASA), der größten Vereinigung von Wildtierzentren in Afrika.

Dank der finanziellen Unterstützung aus Deutschland kann Chimfunshi mit einem Grundstock an Personal ausgestattet werden. Die Zuwendungen ermöglichen den Bau von Freigehegen und Fütterungsgebäuden sowie die Ausstattung mit Fahrzeugen und Maschinen. Es werden Brunnen zur Versorgung mit sauberem Trinkwasser installiert, Häuser für die Mitarbeiter errichtet, eine Schule, eine Krankenstation und ein Education Center gebaut.

Als David Siddle 2006 verstirbt, führte Sheila gemeinsam mit dem Board of Trustees die Schimpansenschutzarbeit und den Einsatz für die Menschen vor Ort weiter. Ein Managementteam wird gebildet.

Chimfunshi wächst weiter

Seit 2009 ist der Primatologe Innocent Chitalu Mulenga General Manager von CWOT und damit der erste Sambier in einer solchen Funktion.

2011 stirbt Stephan Louis, Chairman des Board of Trustees, überraschend, und sein Bruder Sebastian Louis übernimmt dessen Funktion. Er setzt das Projekt seitdem als Chairman von CWOT und Vorstandsvorsitzender von Chimfunshi Deutschland fort. Unter seiner Führung stellte Chimfunshi 2014 eine Vollzeit-Veterinärin ein, die den jährlich anwachsenden Tierbestand auf Chimfunshi seitdem 24/7 betreut. Ende 2021 nimmt auf Chimfunshi die erste Wildlife Tierklinik Sambias ihren Betrieb auf, die sowohl Schimpansen wie auch lokale Wildtiere versorgt.

Im April 2022 stirbt Sheila Siddle mit 90 Jahren. Mit ihrem Tod hat das Gründer-Ehepaar Chimfunshi verlassen. Ihre Mission, gerettete Schimpansen aus aller Welt aufzunehmen, zu pflegen und lebenslang zu versorgen, wird weitergeführt.

Das Managementteam, der Trust und die neu hinzu gekommene Exekutivdirektorin, die Ökologin und Primatologin Peggy Motsch, sorgen dafür, dass der Geist von Chimfunshi im Sinne von David und Sheila weiterlebt, dass Chimfunshi sich weiter entwickelt und ein Beispiel für Menschlichkeit, Natur- und Tierschutz bleibt.

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